Ich („Atman“), Bewußtsein, Seele   bzw.   Nicht-Ich („Anatman“):

Nur imTibetischen Buddhismus gibt es wie auch im Hinduismus die Vorstellung einer Art „ Seele“(im Hinduismus „Atman“ genannt), die verschiedene Wiedergeburten und Seins-Zustände erlebt. Im Tibetischen Buddhismus spricht man meist von „Bewusstsein“. Dieses durchlebt nach dem Tode verschiedene Zwischenzustände („Bardo“), bevor es sich im besten Fall seine Wiedergeburt selbst bewusst aussucht (was einen hohen Grad an Erkenntnis voraussetzt) oder schließlich in das strahlende weiße Licht des „Nirvāna“ eingeht und sich dort auflöst. Ansonsten erfolgt eine Wiedergeburt automatisch entsprechend den karmischen Auswirkungen seiner Existenzen.

 

Für alle anderen Buddhisten gelten Buddhas Aussagen

Falsch ist:

  • Mein Ich ist.
  • Mein Ich ist nicht.
  • Dieses mein Ich, das hier und dort die Folgen guter und böser Taten erlebt, ist unvergänglich, dauernd, immerwährend, unveränderlich, es wird immer dasselbe bleiben.

Buddha wendet sich damit gegen die traditionelle Vorstellung vom Ich als Teil des (bzw. identisch mit) Brahman, dem hinduistischen Urgrund des Seins. Er bezeichnet das Ich als „Anatman“ (wörtlich „Nicht-Ich“) und weist auch dem eigenen Ich einen Platz in der wandelbaren Welt des Scheins zu, dem ja alles angehört, was wir wahrnehmen können.

Am einfachsten verständlich ist es vielleicht, wenn wir uns bemühen, jede Vorstellung vom „Ich“ aufzugeben und das Wort „ich“ nur noch als Hilfsmittel zur Verständigung betrachten: „Hier sitze ich.“ 

Durch diese Definitionen des „Nicht-Ich“ wird der Glaube an die Existenz einer ewigen „Seele“ ganz entschieden verworfen. Wie funktioniert dann die Wiedergeburt? Es gibt demnach keine „Seele“ oder Bewußtsein, das von einer Existenz in die andere übergeht; die nächste Existenz wird lediglich durch einen „karmischen Impuls“ der vorhergehenden verursacht (vergleichbar Billiard Kugeln, die angestoßen werden). Die Frage, ob es sich dann noch um den „gleichen“ Menschen handelt, ist offenbar nicht von zentraler Bedeutung, da sich sowieso alles wandelt. Wenn keine „Seele“ in unserem Sinn existiert, erscheint auch letztendlich ein völliges „Verwehen, Verlöschen“ eher nachvollziehbar.